Wirtschaftspolitik der deutschen besetzungsbehorde im bezirk Kolomyia (gemass zeitung "Volya Pokuttya" 1941-1944)

Mobilisierung und organisatorische Mabnahmen der Behorden zur Suche und Entsendung der Bevolkerung zur Arbeit im Reich, ihre Lebensumstande. Die Rolle der landwirtschaftlichen und handwerklichen Kurse, die im Bezirk Kolomyia betrieben werden analysiert.

Рубрика История и исторические личности
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Язык немецкий
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Wirtschaftspolitik der deutschen besetzungsbehorde im bezirk Kolomyia (gemass zeitung “Volya Pokuttya' 1941-1944)

Andrii Aftanas Doktorand, Nationale Ivan-Franko-Universitat Lviv Universytetska strastrafie

Es werden die wichtigsten Aspekte der Wirtschaftspolitik der deutschen Verwaltung im Bezirk Kolomyia von 1941 bis 1944 betrachtet. Behandelt werden die Mobilisierungs- und Organisationsmafinahmen der Behorden, um die Bevolkerung zu finden und zur Arbeit ins Reich zu entsenden, sowie ihre Lebensumstande und ihre soziale und rechtliche Stellung zu beschreiben. Die Rolle der landwirtschaftlichen und handwerklichen Kurse, die im Bezirk Kolomyia betrieben werden, wird separat analysiert. Es wurde festgestellt, dass die Organisation der Berufsbildung den pragmatischen Uberlegungen der NS-Verwaltung entsprach, da militarische Misserfolge an der Front die Behorden dazu veranlassten, die lokale Bevolkerung in das aktive Wirtschaftsleben einzubeziehen.

In der vorgeschlagenen Studie wird erstmals versucht, die Wirtschaftspolitik des deutschen Besatzungsregimes in diesen Bereichen umfassend zu bewerten. Daher sind die Ergebnisse dieser Untersuchung sowohl fur die Weiterentwicklung des historischen Regionalismus als auch im Kontext der Studien zum Zweiten Weltkrieg von Bedeutung.

Schlusselworter: Landwirtschaft, Kontingente, Genossenschaftsbewegung, Zwangsarbeit.

Economic policy of the German occupational authority in the Kolomyia region (according to the “Vollia Pokuttya' newspaper 1941-1944)

Andrii Aftanas Postgraduate Student Ivan Franko National University of Lviv

This article examines the main aspects of the economic policy of the German administration within the Kolomyia region during 1941-1944. On the bases of „ Vollia Pokuttya “ news, the directions of Germany economic governance in the agrarian and trade commercial sector were singled out. The economic policy pursued by the German occupation authorities in the Kolomyia region vividly reflected the general trend of expansionist use of industrial and human potential in the district of Galicia. This led to acts of disobedience and sabotage of grain supplies by the peasants and a harsh reaction from the authorities. Nazi officials pursued a similar policy in the cities. By allowing the resumption of'business and cooperatives, the Germans hoped to gain the loyalty of local residents. However, support could not be achieved, as de facto control over the above institutions continued to be exercised by various governmental economic groups, which included all existing industrial organizations, craft associations, and consumer cooperatives. Mobilization and organization government measures concerning the departure of the population for job to the Reich were illuminated, and also described their life conditions and social-legal status. In particular, the goal of agricultural and handicraft courses, which operated in Kolomyia's county, was analyzed. The paper highlights that the organization of professional education was suitable for pragmatic considerations of the Nazi administration, as military failures give the power a push to attract local population to spend active agricultural life.

This study is the first attempt of complex assessment of economic policy of the German occupation regime in the mentioned terrains. Therefore, the results of this paper are important both for the further development of historical regionalism and in the context of studies devoted to the Second World War.

Keywords: agriculture, contingent, cooperative movement, forced labor.

Економічна політика німецької окупаційної влади в Коломийському окрузі (за матеріалами газети «Воля Покуття» 1941-1944)

Андрій Афтанас, аспірант, Львівський національний університет імені Івана Франка

Розглянуто головні аспекти економічної політики німецької адміністрації у межах Коломийського округу протягом 1941-1944 рр. На основі дописів газети «Воля Покуття» виокремлено напрями німецького господарського урядування в аграрному та промислово-торгівельному секторах. Висвітлено мобілізаційні й організаційні заходи влади щодо пошуку й відправки населення на роботу в Райх, а також охарактеризовано його умови проживання й соціально-правовий статус. Окреслено становище й діяльність кооперативного руху в Коломийському окрузі. Окремо проаналізовано роль сільськогосподарських і ремісничих курсів, які діяли в Коломийському окрузі. Встановлено, що організація фахової освіти відповідала прагматичним міркуванням нацистської адміністрації, оскільки воєнні невдачі на фронті стимулювали владу залучати місцеве населення до активного господарського життя.

У пропонованому дослідженні вперше здійснено спробу комплексної оцінки економічної політики німецького окупаційного режиму на зазначених теренах. Відтак результати цієї розвідки важливі як для подальшого розвитку історичноїрегіоналістики, так і в контексті студій, присвячених Другій світовій війні.

Ключові слова: сільське господарство, контингент, кооперативний рух, примусова сила.

Die Wirtschaftspolitik des Dritten Reiches in den besetzten Sowjetgebieten ist wiederholt Gegenstand umfassender wissenschaftlicher Untersuchungen fьhrender auslдndischer und ukrainischer Historiker. Daraus sind eine Reihe von Arbeiten zu verschiedenen Problemfeldern entstanden, die sich nach territorialen und thematischen Prinzipien einordnen lassen. Die vorgeschlagene Studie konzentriert sich auf die wichtigsten Aspekte der Wirtschaftspolitik der deutschen Besatzungsbehorden im Bezirk Kolomyia.

Die historiographische Arbeit an der skizzierten Problematik ist nicht in ausreichender Zahl an Studien vertreten. Eine allgemeine Einschatzung der wirtschaftlichen Lage des galizischen Distrikts, Formen und Methoden der wirtschaftlichen Verwaltung in der Region bietet eine umfassende Studie von Yuri Levchenko1. Der Historiker Volodymyr Starka widmete seine Arbeit der Frage der Finanzpolitik der Besatzungsverwaltung2. Tatiana Pastushenko3 und Tatiana Lapan4 informierten ausfьhrlich Uber die Besonderheiten der Arbeiter suche und deren Entsendung ins Reich. Ein bedeutendes wissenschaftliches Interesse ist darьber hinaus die Studie von Galina Stefanyuk, die die Mafinahmen der Besatzungsmacht im Bereich der Beschaftigung im Bezirk analysiert hat5. Das Problem der ukrainischen Zusammenarbeit wahrend des Krieges wird von Oksana Verbova dargestellt6.

Die Quellenbasis der Studie basiert auf den Materialien der Wochenzeitung „Volya Pokuttya“, die zuerst in Kolomyja und spдter in Lwiw in den Jahren 1941 - 1944 veroffentlicht wurde. Aufierdem wurden statistische Informationen aus dem Staatsarchiv des Gebietes Ivano-Frankivsk sowie Augenzeugenberichte verwendet.

Der Artikel soll die Besonderheiten der Umsetzung der Wirtschaftspolitik der deutschen Besatzungsbehorden in der skizzierten Region auf der Grundlage der Analyse der Veroffentlichungen der Zeitschrift „Volya Pokuttya“ aufzeigen.

Nach Beginn des deutsch-sowjetischen Krieges im Juni 1941 blieb das Territorium Kolomyias fьr mehrere Tage von keiner der Kriegsparteien besetzt. Vor diesem Hintergrund fand der Prozess der Konsolidierung und Selbstorganisation der lokalen Bevolkerung statt. In kurzer Zeit wurde der ukrainische Bezirksrat (im Folgenden - UBR) gebildet, der vom Professor des Kolomyia-Gymnasiums Anton Knyazhynsky geleitet wurde7. Vor dem Eintreffen der ungarischen Truppen erfьllte dieses Organ administrative und juristische Funktionen im Bezirk.

Wahrend der kurzzeitigen Herrschaft der UBR war es nicht zuletzt dank der Einheiten der OUN-Polizei mцglich, das sozioцkonomische Leben zu normalisieren, um die Sicherheit der Bewohner der Region zu gewahrleisten8. Anfang Juli ging die Macht in die Hande der ungarischen Verwaltung Ьber, die „unter Androhung des Todes“ beschloss, keine Raububerfalle und Plьnderungen zu begehen, sondern allen Anordnungen des Ungarisch-Kцniglichen Militarkommandos Folge zu leisten9. Trotz dieses Verbots gab es Falle, in denen ungarische Soldaten selbst Wertsachen aus Geschaften mitnahmen und „[...] danach gaben sie Schwarzen die Moglichkeit, die Reste zu plьndern (rauben, stehlen); dabei wurden sie von den Ungam als Beweis fotografiert“10. Augenzeugen der Ereignisse als auch von der lokalen Presse hielten Beweise dafьr, aber Zeitungsberichte erwдhnten den Diebstahl durch Ungam nicht11.

Die wichtigste Aufgabe der ungarischen und spдter der deutschen Besatzungsbehorden war die Durchfьhrung einer qualitativ hochwertigen Erntekampagne. Aus den Kolumnen der Verцffentlichungen waren immer wieder entsprechende Appelle an die Bevцlkerung zu horen12. Trotzdem wurden die Ziele des Kontingents nicht vollstдndig erreicht. Der Grund dafьr waren weniger aktive Feindseligkeiten, sondern auch eine anhaltende Flut, die fast ganz Galizien

Wirtschaftspolitik der Deutschen Besetzungsbehorde im Bezirk Kolomyia (gemass Zeitung... erfasste. Heftige Regenfalle fьhrten zu erheblichen Ьberschwemmungen landwirtschaftlicher Flachen, zum Tod von Vieh und Geflugel13. Darьber hinaus verursachte die Verbreitung von Gerдchten ьber Repressionen durch die deutschen Behцrden Misstrauen, was die Bauern entmutigte ihr Getreide abzugeben14.

Zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage und unter Bemcksichtigung der Erfahrungen des vorangegangenen Wirtschaftsjahres begann die Besatzungsverwaltung in den ersten Monaten des Jahres 1942 mit aktiven Vorbereitungen fьr die Aussaat. Die Behцrden versicherten, dass „[...] die neue Organisation der landwirtschaftlichen Arbeit garantiert, dass das nдchste Treffen besser wird und bald das Maximum erreichen wird, das das fruchtbare Land des Bezirks Galicien und seiner arbeitenden Bevцlkerung werden wird“15. Um jedoch den durch die Ьberschwemmungen im letzten Jahr verursachten Mangel an Saatgut zu decken, war die lokale Verwaltung gezwungen, Nahrungsmittelhilfe von anderen Distrikten der Generalprovinz zu erhalten16.

Die Landwirtschaftskammer ьberwachte die Durchfьhrung der landwirtschaftlichen Fruhjahrsarbeiten. Ihre Vertreter waren fьr die sachgerechte und rationelle Verwendung des sortenreinen Saatguts verantwortlich. Gleichzeitig wurde dem Ausbau der Weiden fьr die Viehzucht grobe Aufmerksamkeit geschenkt17. Im Allgemeinen wurde der Viehzucht eine wichtige Rolle zugemessen. Dies lag vor allem an dem Mangel an landwirtschaftlichen Maschinen, weshalb das Vieh eine Nebenoption fьr die Landwirtschaft werden musste18.

In diesem Zusammenhang leiteten Nazi-Beamte den Prozess der Zertifizierung aller Haustiere, einschlieЯlich Geflьgel, ein19. AnschlieЯend wurde die Registrierungsquote auf Unternehmen der Rinderzucht und Fleischverarbeitung sowie auf Fachgeschдfte ausgedehnt20. Diese Anordnung wurde durch eine gesonderte Verordnung ьber die obligatorische tierдrztliche Untersuchung von Pferden verstдrkt. Lediglich „[...] grundbesitz-, wehr- und SS-betriebene Betriebe ьber 100 Hektar waren von der Durchfьhrung ausgenommen“21. AuЯerdem wurde ab dem 1. Juni 1942 das unerlaubte Schlachten von Pferden im Bezirk Kolomyia verboten. Eine entsprechende Genehmigung in vierfacher Ausfertigung wurde vom Kreis- oder Kreistierarzt nur dann erteilt, wenn „[...] die Abgabe des Tieres in den nдchstgelegenen anderen Bereich wirklich unmцglich ist“. Die Nichteinhaltung dieser Anordnung war strafbar22.

Die Besatzungsmacht versuchte, den Verlust zukьnftiger Ernten zu minimieren. Um den Diebstahl von Saatgut von bereits bebauten Feldern zu verhindern, erlieben die цrtlichen Behцrden ein Dekret, das „[.] alle Personen, einschlieЯlich der Eigentьmer, vom 15.5. bis 30.6. 1942 von 21 Uhr abends bis 5 Uhr morgens. 2) Jede widersprьchliche Handlung dieser Anordnung wird mit einer Geldstrafe von bis zu 1.000 Zl. oder mit Gefдngnis geahndet. Diese Strafe fьr mцgliche Zweitverstobe bleibt jedoch unbernhrt. 3) Bauer (Pflanzer) sollten versuchen, einen wachsamen цffentlichen Schutz zu schaffen, um den Diebstahl von Saatgut auf den Feldem zu bekдmpfen. Aufmerksame Bewacher haben das Recht, alle Personen, die sich zum gegebenen Zeitpunkt auf den Feldem auffinden, als unerkannt festzunehmen und der zustдndigen Polizeidienststelle zu kbergeben. 4) Diese Verordnung ist am Tag ihrer Bekanntgabe in der Zeitschrift „Volya Pokutya“ bindend. 5) Die Verordnung verliert am 01.07.1942 seine Gьltigkeit“. Zusatzliche Kontrollen konnten durch bewaffnete Polizeistreifen durchgefьhrt warden23.

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Kontrolle und der Einfьhrung einer Reihe von Beschrankungen kьndigten die Nazis am 15. Februar 1942 die Verabschiedung eines neuen Bodengesetzes an. Das Dokument betraf das Gebiet des Reichskommissariats „Ukraine“ und nicht nur den Distrikt „Galizien“, denn hier erliefi Generalgouverneur Hans Frank im September 1941 eine Verfugung, in der das Land zum Staatseigentum erklдrt und den Bauern zur vorьbergehenden Nutzung kbereignet wurde. Im Gegenzug wurden die Staatsfarmen in Ligen unter der Leitung des цrtlichen Landwirtschaftsministeriums umgewandelt24. So war die Sдttigung des Informationsraums mit Nachrichten kber die Agrarreform und ihre „freudige“ цffentliche Wahrnehmung eines der Mittel deutscher Propaganda, die die Loyalitдt der Bevцlkerung zum Besatzungsregime wiederherstellen wollte.

Um die Arbeit der Bauern zu intensivieren und zu verbessern, beschloss die Landwirtschaftskammer, im ganzen Kreis etwa hundert vorbildliche Bauernhofe zu organisieren, deren Bewirtschaftungsmethoden auf den erfolgreichen deutschen Erfahrungen beruhten. Wie die Zeitung „Volya Pokuttya“ berichtet, „[...] werden von den zahlreichen Erklдrungen nur die Erklдrungen der Eigentьmer akzeptiert, die garantieren, dass sie wirklich ein Vorbild fьr andere werden kцnnen und deren Bedingungen den Anforderungen der Landwirtschaftskammer. Ihre Farmen mьssen autark sein, sie mьssen Ackerland bewirtschaften und ihre eigene Lebensgrundlage umgehen kцnnen“. Die Gesamtlandflache sollte nicht weniger als 5 und nicht mehr als 20 Hektar betragen25. Die Besitzer, deren Betriebe als vorbildlich anerkannt wurden, erhielten von den deutschen Behцrden Auszeichnungen in Form von besonderen Schildern auf ihren Hofen und aufieren Attributen - besondere Armbinden. Davon gab es 268 Personen im Bezirk Stanislawiv26.

Eine ordnungsgemafie wirtschaftliche Ausbeutung der besetzten westukrainischen Gebiete war nur unter Berkcksichtigung der natьrlichen und klimatischen Gegebenheiten der Region mцglich. Die Rede ist zunдchst von den Kulichen Ьberschwemmungen in Galicien, deren verheerende Folgen die Hohe des Kontingents beeintrдchtigen konnten. Die Region Kolomyia war eines der Gebiete mit den hцchsten Niederschlagen27. Daher ordneten die Behцrden an, im gesamten Bezirk grofi angelegte Rekultivierungsarbeiten durchzufьhren. Die Nichteinhaltung des Beschlusses sah eine Kollektivstrafe vor, die gegen die gesamte Gemeinde und ihre Fuhrer verhangt wurde. Laut der Zeitung „Volya Pokuttya“ vom 24. Mai 1942 wurden solche Sanktionen gegen das Dorf Dzhuriv verhangt, dessen Einwohner „[...] eine Geldstrafe von 1.500 ZL zahlen mussten. Eine Strafe in Hohe von 100 Zl fur den Vorsitzenden der Volksgemeinschaft von Dzhuriv, eine Strafe von 150 Zl fьr den Sekretдr der Volksgemeinschaft von Dzhuriv und eine Strafe von 50 Zl fur den Bьrgermeister des Dorf Dzhuriv“28.

Die Lieferung landwirtschaftlicher Produkte blieb die wichtigste Aufgabe der Bauern. Vor dem Einsammeln der Lebensmittel in den Siedlungen fanden Aufklarungsgesprache statt, die nach Angaben lokaler Beamter „[...] zu einem guten Ergebnis fuhrten. Die Dцrfer brachten Kontingente von Roggen, Weizen, Hafer, Gerste und andere landwirtschaftliche Produkte wie Kartoffeln und Reben. Dank dessen bekam die Stadtbevolkerung kurz vor dem Frost ihren Anteil an Kartoffel und Vorrate fьr den Winter“29. Stattdessen riskierte ein Bauer, der die Kontingentnorm nicht erreicht, seinen eigenen Hof zu verlieren30. Die Einziehung von Eigentum erfolgte auf der Grundlage eines im Dezember 1942 verabschiedeten Gesetzes zur Starkung der Haftung fur Straftaten im Bereich der Landwirtschaft. So konnte der Tater neben der Geldstrafe und der Beschlagnahme von Getreide und Geraten drei Monate inhaftiert werden, 30 Tage zur Besserungsarbeit verpflichtet werden31. Gleichzeitig gab es Falle, in denen die Hochststrafe gegen Personen verhangt wurde, die einen Teil des Kontigent verschwiegen oder unterschlagen hatten. Ein markantes Beispiel ist der Vorfall im Dorf Rudnyky in Mostyshchyna. Ein lokaler Vorsitzender und drei weitere Mitglieder der Kontingentskommission wurden festgenommen und erschossen, wegen Misshandlungen an Bauern als sie Getreide ernteten32.

Die Verscharfung der Repressionsmafinahmen der Deutschen erfolgte 1943, als die Wehrmachtskrafte im Osten verheerende Niederlagen erlitten und fur einen Stellungskrieg moglichst viel Nahrung benotigten. Neben den standig wachsenden Abgaben zahlten die Bauern eine Reihe von Steuern. Grundsteuer, deren Hohe 40 Zl betrug33. FEr einem Hektar wurde im Februar 1943 eine militarische Abgabe hinzugefugt. Es sollte in zwei Teilen gesammelt werden - bis zum 30. April und 15. November des Jahres. Der Besteuerung unterliegen die GrundstEcke, die nach dem Erlass des ehemaligen polnischen Staates von der Grundsteuer ausgenommen sind. Die steuerliche Berechnung wurde gemafi den Normen der Bodensammlung durchgefEhrt34.

Die Landwirtschaftskampagne 1943 stand unter dem Motto „Kampf um die Ernte“. Die Besatzungsverwaltung ging organisiert auf den Beginn des Landwirtschaftsjahres zu. Im Januar 1943 fand in Stanislaw eine Kreistagung statt, bei der Vertreter der ukrainischen Landwirtschaftsinstitutionen Eber Plane fer das am Vortag angekьndigte Ernteprogramm der Regierung diskutierten35. Anschliefiend erhielten die цrtlichen Gemeindeleiter spezielle Anweisungen zur Vorbereitung und Durchfьhrung der Frehjahrsaussaat. Darin heifit es insbesondere: „[...] FEr die Monate Januar, Februar und Marz wurden die Aufgaben an vordere Front gestellt: 1. KUHe im Geschirr betrachten, einen Uberblick ubeг die Produktion von Desertnikiv im Kampf um die Ernte. 2. Bereitstellung und Reinigung von Fruhjahrssaatgut (sowohl gesat als auch geerntet). 3. Anordnung von Gulle und Gulleprisma sowie Aufbau von Gullesammlungen. 4. Zucht von Rindern und Pferden in Stallen (gut gepflegte Rinder werden zur Halfte gefйttert). 5. Ableitung von Wasser von der Oberflache von Winterkulturen, Feldern, Wiesen und Weiden. 6. Reparatur von Werkzeugen fur Bodenbearbeitung und Fffihjahrssaat“36.

Das Besatzungsregime hat der Propaganda einen wichtigen Platz unter den Instrumenten zur Beeinflussung der Bevolkerung eingeraumt. Im Rahmen der Aktion „Kampf um die Ernte“ wurden die Aktivitaten dieser Abteilung deutlich intensiviert. Neben der Veroffentlichung von Propagandamaterial auf den Seiten von Zeitschriften nutzten sie aktiv Filmvorfuhrungen zu landwirtschaftlichen Themen. Die Hauptaufgabe solcher Sitzungen bestand darin, die deutsche Landwirtschaft zu popularisieren und die Rationalitat und Wirksamkeit der landwirtschaftlichen Ansatze des Reiches zu demonstrieren37. Infolgedessen entwickelten Nazi-Funktionare in jeder groberen Stadt des Bezirks einen eigenen Sendeplan. In Kolomyia dauerte die VorfUhrung vom 11. bis 14. Marz 194338. Im Allgemeinen erwies sich die deutsche Filmpropaganda jedoch als wirkungslos. Dies war auf den Mangel an betriebsbereiten Kinos und das Fehlen eines ausgedehnten Kinonetzes in der Provinz zurUckzufuhren39.

Die nahende Ernte ffihrte zu einer verstarkten polizeilichen Uberwachung der landwirtschaftlichen Flachen. In diesem Zusammenhang wurde am 15. Juli 1943 im gesamten Gebiet des Generalgouverneurs der Ausnahmezustand verhangt, der bis zum 20. Dezember 1943 andauerte. Die erlassene Verordnung erweiterte die Befugnisse der Strafverfolgungsbehorden erheblich und sah eine strengere Bestrafung bei VerstoBen vor40. Die Lieferung von Lebensmitteln im angegebenen Zeitraum erfolgte in sechs Etappen, denen jeweils eine bestimmte Getreidesorte zugeordnet wurde41. Wenn der Bauer die Beschaffung und Lieferung von Produkten nicht selbststandig organisieren konnte, wurde er vom „[...] Kreis „Silskyi hospodar“ im Einvernehmen und in Zusammenarbeit mit der offentlichen Verwaltung und lokalen Organisationen unterstUtzt“42. Solche Empfehlungen weisen auf Probleme in Bezug auf die technische Sicherheit von landwirtschaftlichen Betrieben, Arbeitskraftemangel und Transportkapazitat hin.

Um die Bauern zu ermutigen, ihre Kontingente rechtzeitig und vollstandig abzugeben, fьhrte die Nazi-Administration ein Bonussystem ein. Fur sie konnte man das Notigste kaufen, was jedoch nicht fur alle reichte. Der Gesamtbetrag der von den Behorden ausgestellten Premium-Tickets im Geschaftsjahr 1942-1943 betrug 350 Mio. Zl43. Im August 1943 wurde eine aktualisierte Preisskala veroffentlicht, nach der „[...] als Wertmabstab berucksichtigt wird der Nahrwert und der Wert der Bewirtschaftung dieser Panze, zum Beispiel pro 100 kg Hafer 80 Pramieneinheiten; fur 100 kg Raps - 350 Pramieneinheiten. Die Pramieneinheiten fьr Kartoffeln und Gartenprodukte werden auf der Grundlage des Verkaufsgewinns fur eine bestimmte Anzahl von Produkten berechnet. Gleichzeitig sollte als Grundlage in Betracht gezogen werden: Kartoffeln im Wert von 1 Zl. - 3 Pramieneinheiten; Gartenprodukte im Wert von 1 zl. - 1 Pramieneinheiten“. Fьr Produkte tierischen Ursprungs wurde eine gesonderte Nachrechnung erstellt44.

In den westukrainischen Gebieten, die dem Amt des Generalgouverneurs angegliedert waren, verfolgten die deutschen Besatzungsbehorden eine liberalere soziookonomische Politik als andere administrativ-territoriale Einheiten. Dies zeigte sich nicht nur im Agrarsektor, sondern auch im Industrie- und Gewerbekomplex. Nach der Abschaffung des sowjetischen sozialistischen Wirtschaftssystems im Bezirk kUndigten die Nazi-Behorden den Beginn des Reprivatisierungsprozesses von zuvor verstaatlichten Fabriken, Werken, Unternehmen und anderen an. Solche Aussagen waren rein deklarativ, da nur wenige Betriebe an ihre fruheren Eigenffimer zuruckgegeben wurden45.

In den ersten Monaten der deutschen Herrschaft im Bezirk Kolomyia nahmen Fabriken und Betriebe, die beim RUckzug der sowjetischen Truppen nicht zerstort wurden, ihre Arbeit wieder auf. Die vorUbergehende Erlaubnis zur AusUbung der Geschaftstatigkeit wurde von der Hauptgruppe des Industriellen Managements in Lemberg erteilt. Sie kann durch einen schriftlichen Antrag bei der Bezirkshan- delskammer erworben werden. Alle Unternehmen, die vor dem Krieg tatig waren oder sich nach der Ankunft der Deutschen organisierten, waren meldepflichtig. Die Nichtbeachtung dieser Verordnung wurde mit Festnahme oder Geldstrafe geahndet46. Die Wiederaufnahme vieler Betriebe wurde auch durch die finanzielle UnterstUtzung der Pokutsky Soyuz Bank ermoglicht. Darunter sind die Landmaschinenfabrik, die Strickwarenfabrik, die Papierfabrik in Dyatkivtsi, die Brauerei in Korolivka, die Gerberei, die Ziegelei, die Mobelfabrik, die Marmeladenfabrik, die Bьrsten- und Burstenfabrik und die Seifenfabrik47.

Die Tatigkeit der Unternehmen wurde durch zahlreiche Verordnungen der ortlichen Verwaltung streng geregelt. Je nach Arbeitsrichtung wurden sie in die jeweilige Wirtschaftsgruppe eingeordnet. Jede Institution zahlte obligatorische Mitgliedsbeitrage, deren Hohe durch eine besondere Gehalts- und Gebuhrenordnung festgelegt wurde. Einlagen und Zahlungen werden von der Regierung des Finanzministeriums zwangsweise eingezogen48. DarUber hinaus wurde den Unternehmen eine gesonderte Gewerbesteuer auferlegt49. Ihr Betrag wurde in vier gleiche Zahlungen aufgeteilt, die die Trager der Unternehmen an klar definierten Tagen zu zahlen hatten50.

Die Besatzungsmacht legalisierte auch die Tatigkeit von Genossenschaften. Die Lemberger Vereine „Tsentrosoyuz“ und „Maslosoyuz“ waren einer der ersten, der Geld verdiente51. Anschliefiend weitete sich das Netzwerk auf den gesamten Bezirk aus. Ende 1941 verfugte die Filiale der Volkshandelsgenossenschaft in Kolomyja Uber zehn Verbrauchergeschafte und drei Backereien52. Auf Initiative ihrer Fkhrung im Januar 1942 fand eine Arbeitssitzung statt, um die Grundzkge der weiteren Tatigkeit der Institution zu erortern sowie den aktuellen Stand der Warenversorgung in der Stadt zu skizzieren53.

Die Wiederbelebung der Genossenschaftsbewegung in Galizien war auf die Notwendigkeit zuffickzuffihren, den Beschaffungs- und Lieferprozess des Kontingents, der Lieferung von Industrierohstoffen an das Reich, sorgfaltig zu kontrollieren. Deutsche Beamte hatten nicht das Ziel, Genossenschaften freien Zugang zur Verteilung von Gffiern unter der Bevolkerung zu gewahren. Dies ffihrte zu einer Reihe von Konflikten mit offentlichen Beschaffungsstellen. Die ukrainischen Bauern standen auf der Seite ihrer Genossenschaft, in der Hoffnung, diese vor Willkkr bei der Truppenaufstellung zu schbtzen54. Die situative Entlastung der Behorden und die Einbindung von Genossenschaftsvertretern in die Kreiswirtschaftssitzungen haben die Beziehungen zwischen den Institutionen nicht wesentlich beeinflusst55, da der Beauftragte weiterhin die Aktivitaten aller Vereine im Kreis bberwachte56.

Deutsche Beamte widmeten der Entwicklung des landwirtschaftlichen und handwerklichen Bildungssystems groBe Aufmerksamkeit. Eine entsprechende Berufsausbildung der Jugendlichen erfolgte in Form von Ausbildungslehrgangen mit unterschiedlicher Dauer. Sie wurden von lokalen Organisationen initiiert - dem ukrainischen Hilfskomitee, dem Bauernverband und Genossenschaften57. Besonders beliebt in der Bevolkerung waren landwirtschaftliche Kurse. Sie wurden sowohl auf dem Territorium des Bezirks als auch auBerhalb abgehalten58. Aufgrund der bergigen Besonderheiten der Region organisierten die Behorden eine separate Gesellenausbildung. Wer daran teilnehmen wollte, musste eine spezielle „Meisterpffiffing“ ablegen59.

Die Studiengange betrafen auch das handwerkliche Profil. So begann im Januar 1942 auf der Grundlage der restaurierten Holzbearbeitungsschule in Kolomyia die Einschreibung ffir einen dreijahrigen Kunstkurs. Die Aufnahme- bedingungen lauten der Zeitung „Volya Pokuttya“ wie folgt „[...] Fkr den Kurs wurden nur Kandidaten angenommen, die die 6.Klasse der Volksschule abgeschlossen haben und nicht alter als 18 Jahre alt sind. Vom 21. Januar bis zum 31. Januar 1942 werden sie zur Probearbeit eingestellt“60. Aus Sicht der Behorden wurde der Aufbau eines umfassenden landwirtschaftlichen und handwerklichen Bildungsnetzwerks nur im Rahmen der Berufsausbildung von Arbeitnehmern der unteren und mittleren Ebene erwogen, die die Umsetzung von Geschaftsplanen sicherstellen wkrden.

Ein rascher wirtschaftlicher Wiederaufbau der Region war nur durch den Ein- satz zahlreicher Humanressourcen moglich. Bereits am 5. August 1941 unter- zeichnete Reichsminister Alfred Rosenberg eine Verordnung zur Einffihrung der Arbeitspflicht ffir alle Bewohner der besetzten Ostgebiete61. Die Vollstreckung des Dekrets in der Generalprovinz wurde von besonderen Behцrden ausgeьbt - dem Arbeitsamt (Arbeitsamt), die in Galizien Arbeitsregierungen genannt wurden62. Einige ihrer Funktionen vor Ort wurden von Vormundschaftsabteilungen Ubernommen. Sie suchten und beschaftigten Arbeiter innerhalb und auЯerhalb des Bezirks, vor allem beim Reichskommissariat „Ukraine“63.

Die Forderungen der Behцrden, sich aktiv an der Wiederherstellung des Wirtschaftslebens der Region zu beteiligen, fanden jedoch in der Bevцlkerung keine gebьhrende Resonanz. Wie die Zeitung „Volya Pokuttya“ am 30. November 1941 berichtete, „[...] haben sich viele arbeitslose Menschen, die arbeitsfдhig sind, nicht beim Arbeitsamt gemeldet. Wer dies noch nicht getan hat und diesbezьglich keinen Arger haben mochte, muss sich jetzt beim Arbeitsamt melden“64. Infolgedessen erlieЯ die Besatzungsverwaltung eine Reihe von Dekreten, die darauf abzielten, die Kontrolle Ьber die Arbeitnehmer zu starken und haufig ihre Rechte einzuschranken. Dazu gehort das Verbot des willkьrlichen Arbeitsplatzwechsels ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Arbeitsamtes65 sowie die Einfuhrung der sogenannten „Melde-Pflicht“, die den Registrierungsprozess jeder Person regelte66. Zudem unterliegt seit 1942 die gesamte Bevolkerung des Kreises der „polizeilichen Meldepflicht“. Diese Form der BUrgerregistrierung sah drei Punkte vor: Ankunft in einer neuen Gemeinde, Verlassen der Gemeinde und Wohnort- wechsel innerhalb der Gemeinde67.

Nachdem sich der Krieg in die Lange gezogen hatte, wurde der Personalmangel in Deutschland deutlich. Die NS-FUhrung war gezwungen, ihre Plane zu Uberdenken und die Bewohner der besetzten Gebiete in die Reichswirtschaft einzusetzen. Es wurde beschlossen, Menschen aus dem Osten zur Beschaftigung in Deutschland einzubeziehen. Zunachst wurden Fachkrafte fur die Arbeit in der Industrie und im Bergbau rekrutiert. Meistens wurden Manner hierhergeschickt, und Frauen - in der Landwirtschaft68.

Das Arbeitsamt befasste sich mit allen organisatorischen Fragen der Suche und Beforderung galizischer Ukrainer zur Arbeit im Reich. Damit ausgewahlte Arbeiter aus dem Distrikt ihrer Verantwortung erfolgreich nachkommen konnen, richteten lokale Beamte in Lemberg eine spezielle Berufsschule ein, um „[...] ungelernte Arbeiter in hochwertige Arbeiter umzuwandeln“. Die Ausbildungs- dauer betrug sechs Wochen und bestand aus praktischen und theoretischen Teilen. Die erste beinhaltete 47 Stunden wochentliche korperliche Arbeit. Dem theoretischen Teil wurde deutlich weniger Zeit eingeraumt: „[...] 4 Stunden Zeichnen, 2 Stunden Materialkunde“. Nach dem Abschluss wurden die Auszubildenden nach Deutschland geschickt, wo sie auf eine weitere dreimonatige Berufsausbildung und Praxis warteten69.

In den ersten beiden Besatzungsjahren erfolgte die Ausreise ins Reich aus dem Distrikt "Galizien" meist freiwillig. Daffir gab es Grunde, in denen sich die Besonderheit der westukrainischen Lander deutlich zeigte. Die erste von ihnen hatte eine historische Grundlage sie war die armste Bevolkerung der Region seit Ende des 19. - Anfang des 20. Jahrhunderts. Wo mobile Arbeitskrafte, auf der Suche nach Arbeit sogar den Ozean bberquerten70. Die nachste betraf die MaBnahmen der Regierung zur Anwerbung von Arbeitnehmern. Im Gegensatz zu anderen besetzten Gebieten waren die Rekrutierungsmethoden im galizischen Bezirk weniger streng. Zuvor wurde eine Propagandakampagne durchgeffihrt71. Im Dorf lautete es zum Beispiel wie folgt: Zu gegebener Zeit, zum Beispiel am Sonntag nach dem Gottesdienst, trifft sich der Delegierte mit der Landbevolkerung, die den Vogt einberuft. Die Rekrutierung basiert auf einem kleinen Brief des Gemeindevorstehers und nur die ganz Hartnackigen mbssen zwangsweise rekrutiert werden72. Unmittelbar vor der Uberstellung nach Deutschland wurde eine arztliche Untersuchung zur Feststellung des korperlichen Zustands der Personen durchgeffihrt73, so wurden beispielsweise wahrend des Krieges insgesamt 1.458 Menschen nach Deutschland aus der Stadt Kolomyia geschickt74, die meisten von ihnen Handwerker75.

Der Rechtsstatus der Zivilarbeiter aus den besetzten Gebieten der UdSSR wurde nicht vereinheitlicht. Einwanderer aus dem Reichskommissariat der Ukraine wurden in eine besondere Kategorie von Ostarbeitern (deutsch: die Ostarbeiteren) aufgenommen. Dieser Name wurde von Nazi-Beamten fbr eine multinationale Gruppe von Zivilarbeitern (Nichtdeutschen) verwendet, die aus der UdSSR deportiert wurden76. Stattdessen fielen Ukrainer aus dem Distrikt „Galizien“ unter andere Rechtsnormen. Auf dem Reichsgebiet unterstanden sie der Deutschen Arbeitsfront, die in engem Kontakt mit dem ukrainischen Zentralkomitee (im Folgenden: UZK) stand. Durch letztere wurde die soziale und rechtliche Stellung der galizischen Arbeiter mit der Stellung der Arbeiter aus westeuropaischen Landern gleichgesetzt. Um dies zu tun, war es vor der Abreise nach Deutschland erforderlich, eine spezielle „Erklarung“ des UZK einzuholen, in der die Zahl und die Nationalitat angegeben waren. Das Vorhandensein dieser Bescheinigung befreite die Mitarbeiter von der Zahlung einer separaten Steuer von 15% und bot eine Reihe anderer Vorteile77 - das Recht auf Urlaub78, das Sen- den von Ersparnissen nach Hause79.

Die Arbeits- und Lebensbedingungen im Reich variierten je nach Wohnort. Wenn man die Informationen der lokalen Presse analysiert, ist es schwierig, den Grad der Versorgung der Arbeitnehmer mit allem, was sie brauchen, zu beurteilen. Dies erklart sich aus der strikten Zensur des zur Veroffentlichung freigegebenen Materials, dessen Inhalt ausschlieBlich positiv propagandistisch und propagandistisch konnotiert war. Aus den verfbgbaren Veroffentlichungen konnen wir jedoch schlieBen, dass die standige Nahrungsmittelhilfe inlandischer und ukrainischer NGOs die Situation der Arbeitnehmer im Ausland zumindest teil- weise immer noch beeinflusst hat80.

Im Allgemeinen konnen wir feststellen, dass die Wirtschaftspolitik der deutschen Besatzungsbehorden im Kreis Kolomyia eindeutig den allgemeinen Trend der expansionistischen Nutzung des mdustriellen und menschlichen Potenzials des Distrikts „Galizien“ widerspiegelt. Um die lokale Bevolkerung zu beeinflussen, kUndigten Nazi-Funktionare die Abschaffung des ehemaligen sowjetischen sozialistischen Managementmodells an. Allerdings unterschied sich die Wirtschaftsordnung der Deutschen in Inhalt und Wesen nicht wesentlich von ihrer Vorgangerin. Die standige Ausbeutung materieller und menschlicher Ressourcen bildete die Grundlage der Kolonialpolitik des Reiches.

Um ihre Plane zu verwirklichen, reformierten Nazi-Beamte die Landwirtschaft und machten die Bauern zu Grundbesitzern. Bei diesen MaBnahmen handelte es sich ausschlieBlich um strategische Schritte, deren letztendliches Ziel die Steigerung der Leistungsfahigkeit der lokalen Bevolkerung war, die die Hauptverantwortung fur die Nahrungsmittelversorgung von Heer und Reich trug. Die Ubergabe eines unertraglichen Kontingents und die Zahlung einer Reihe von Steuern verschlimmerten jedoch die Lage der Bauern erheblich, die spater zu Un- gehorsam griffen und die Getreideversorgung sabotierten. Dies fuhrte zu einer erhohten strafrechtlichen Verfolgung wegen VerstoBes gegen die Anordnungen der Besatzungsverwaltung.

In den Stadten verfolgten Nazi-Funktionare eine ahnliche Politik. Durch die Wiederaufnahme von Geschaften und Genossenschaften erhofften sich die Deutschen die Loyalitat ihrer Einwohner. Eine angemessene UnterstUtzung konnte jedoch nicht erreicht werden, da die de facto Kontrolle Uber die oben genannten Institutionen weiterhin von verschiedenen staatlichen Wirtschaftsgruppen ausgeubt wurde, zu denen alle bestehenden Industrieorganisationen, Handwerksverbande und Verbrauchergenossenschaften gehorten.

Die militarischen Misserfolge an der Ostfront und das Scheitern des Blitzkrieges passten die Expansionsabsichten der deutschen Fьhrung an. In der Erkenntnis, dass die Fortsetzung der langjahrigen Militarkampagne gegen die UdSSR noch mehr materielle, technische und personelle Ressourcen erfordern whrde, beschloss das offizielle Berlin, Menschen aus den besetzten Ostgebieten abzuziehen, um im Interesse Deutschlands zu arbeiten. Die soziale und rechtliche Situation der Menschen aus dem Distrikt im Reich war relativ besser als die der Ostarbeiter, aber die Arbeits- und Lebensbedingungen blieben fur beide Kategorien von Arbeitern auberst schwierig.

Literaturliste

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mobilisierung reich handwerklichen kolomyia

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